Jessica Buhlmann · Ingeborg Dammann-Arndt · Heike Gallmeier · Katja Pudor · Michael Schultze · Anke Völk · Daniela Wesenberg
Eröffnung: Freitag 03.12.2021, soft opening von 18-21 Uhr
18:30, 19:30 Performance: Katja Pudor, Zeichnung
Ausstellung: 04.- 19.12.2021
Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag von 15-18 Uhr, und nach Vereinbarung, Tel: 0176 26259586
Die Ausstellung findet unter den 2 G Corona Vorschriften statt. Bitte halten Sie den Nachweis Ihrer vollständigen Impfung oder Genesung sowie ein Ausweisdokument bereit.
Unsere Gegenwart ist geprägt von einer Rhetorik der Bühne: wir bewegen uns nicht nur in den sozialen Netzwerken in virtuellen Inszenierungen, in der Hoffnung uns als selbst gestaltete Akteure darzubieten. Auch das reale Leben bewegt sich, durch mediale Überformung, immer weiter hin zu einer inszenierten Existenz.
In Zeiten, in denen sich alles und jeder zum gesehen–werden hin zurichtet, hat die Kunst eine besonders interessante Möglichkeit zu wirken. Denn in der Kunst ist Inszenierung immer schon doppeltes: Bühne und Reflexion, Ausstellungswert und an sich sein des Werks. Die Gruppenausstellung Mise en Scène zeigt sieben sehr unterschiedliche künstlerische Positionen, die mit den Mitteln der Kunst, mit Form, Raum, Fläche, Stoff, Inhalt und Faktur, Inszenierung als eine materielle Auseinandersetzung begreifen, als ein Spiel des doppelbödigen Ausagierens. Wesentlich jedoch: die Arbeiten der Künstler*innen laden dazu ein, gesehen zu werden, in einer Ausstellung die, wie alle Ausstellungen, zugleich Bühne und Tableau ist.
Folgt man dem Kunstkritiker Michael Fried, so beginnt die Moderne im 18. Jahrhundert mit dem Umstand, dass Künstler explizit Objekte produzieren, die vornehmlich zum Betrachten gemacht sind. Diese scheinbare Binsenweisheit – schließlich scheint es selbstverständlich, dass der Zweck von Kunstwerken das Betrachten ist – erschließt sich aus einer Perspektive, die den Kultwert des Kunstwerks nicht mehr kennt, also aus einer Zeitgenössischen. Von Immanuel Kants Interesselosem Wohlgefallen hin zu Identitäts- und Performativitätsdiskursen zeitgenössischer Prägung steht dieses Angeblickt–werden im Zentrum vielfältigster Auseinandersetzungen. (Man könnte polemisch der Kunst darüber eine narzisstische Persönlichkeitsstörung zugestehen.)
Zum Gesehen–werden gehört ein spezifischer Ort der dieses Gesehen–werden erst ermöglicht. Dieser Ort ist die Ausstellung. Die Künstler*innen der Ausstellung Mise en Scène zeigen uns, dass das Gesehen–werden (in der Kunst wie im Leben) erst über das Zusammenspiel von Inszenierung mit einer spezifischen Materialität Bedeutung erlangt.
Michael Laurent 2020