Parisa Davoudi · Hengame Hosseini · Nasrin Larijani
Eröffnung: Freitag 18.10.2024 um 19 Uhr
Ausstellung: 19.10.–03.11.2024
Öffnungszeiten: Samstag & Sonntag von 15–18 Uhr
Neue Perspektiven auf das ehemalige Rotlichtviertel von Teheran
Ziel der Ausstellung ist eine neue Dokumentation der Zitadelle von Shahr-e No, dem ehemaligen Rotlichtviertel von Teheran. Die Zitadelle wurde am 29. Januar 1979, zur Zeit der Islamischen Revolution, in Brand gesetzt. In den folgenden Jahren wurde sie im Rahmen eines autoritären kulturellen Säuberungsprojekts in einen Park verwandelt, um im kollektiven Gedächtnis für immer vergessen zu werden
Initiert von Hengame Hosseini und unter Beteiligung von Parisa Davoudi und Nasrin Larijani präsentiert die Ausstellung Werke, die eine neue Perspektive auf die Geschichte dieses Ortes eröffnen. Mithilfe der Fotografie erforschen die Künstlerinnen die Spuren der Vergangenheit in diesem Raum, um an die Gewalt autoritärer Auslöschungen zu erinnern und Widerstand dagegen zu leisten.
Der Ausstellungsvorschlag, passend betitelt „Nein, ich habe nichts gesehen…”, leitet seinen Titel von einem ergreifenden Video ab, in dem eine verängstigte Bewohnerin des Viertels gefragt wird, ob sie die Täter des Brandes gesehen hat, woraufhin sie antwortet: „Töte mich nicht, ich habe nichts gesehen.”
Als weibliche Künstlerinnen, die nach der Revolution geboren wurden, erforschen sie das Thema der Beobachtung an diesem Ort, den sie persönlich nie erlebt haben. Sie glauben, dass die Parallelität ihrer künstlerischen Darstellungen als Leitfaden dienen kann, um die Erinnerung an einen Ort wiederzubeleben, der systematisch aus dem kollektiven Bewusstsein getilgt wurde.
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Die Klang- und Fotoinstallation von Hengame Hosseini dient als Denkmal für die vergessenen Bewohner des Viertels. Durch eine bildliche Darstellung des weiblichen Körpers und die Erkundung der Steinskulpturen im Park bemüht sich Hosseini, die verborgenen Körper von Prostituierten in diesen Skulpturen aufzudecken. Die Installation umfasst auch eine Serie von Fotografien, die den Park und seine historischen Überreste dokumentieren, begleitet von einem Tonstück, das von der Arbeit der Arbeiter bei der Beseitigung von Schlamm aus dem See und dem Elend sterbender Fische erzählt.
Nasrin Larijanis Kalenderprojekt beinhaltet monatliche Besuche im Park am 10. Tag, an dem an den Brand erinnert wird. Ihre Dokumentation konzentriert sich auf die Flora und Fauna des Parks, und dient als Kritik an der Normalisierung des Ortes und wirft Fragen zur Zensur und Verschönerung auf.
Parisa Davoudi erkundet in ihrem Fotobuch mit dem Titel “Oben und unter der Oberfläche“ die Auswirkungen ideologischer Veränderungen in der Region. Das Buch ist eine forschungsbasierte Arbeit mit Essays von Sozialaktivisten und Wissenschaftlern, sowie ihren Polaroid-Bildern verschiedener Details im Park. Davoudis Arbeit geht auf „die Spuren, die versteckten Linien, die kleine Kratzer auf der Seite der Geschichte hinterlassen haben“ ein.
Fotos:
Bild 1: Hengame Hosseini, Hidden Bodies
Bild 2: Nasrin Larijani, Calendar
Bild 3: Parisa Davoudi, Beneath and Above the Surface
Bild 4: Exhibition View