Farideh Jamshidi
Eröffnung: 04.09.2020 um 19 Uhr
Ausstellung: 05. – 14.09.2020
Öffnungszeiten: Samstag & Sonntag 15 – 18 Uhr
Finissage: Sonntag 13.09.2020 ab 18 Uhr
[ … ] Farideh Jamshidis Ornamente enthalten nicht nur die potentiell unendliche Spiegelung von Linien, sie enthalten auch konkrete Abbilder, vor allem von rohem Fleisch. Das ist im Sinne der einen Kultur ein Sakrileg, im Sinne der anderen, eine Erweiterung. Man muss es nicht wissen, aber die Ausgangsbilder für die Großmontagen sind Aufnahmen der Inszenierung des eigenen Körpers, wenn auch nicht des ‚eigenen Fleisches. Mit solchen individuellen Elementen angefüttert, wird die Abstraktion unendlicher Verschlungenheit auf die individuelle, ganz grundlegende Realität geerdet. Doch es geht nicht nur um ein in Inhalt und Form individuelles Muster. Farideh Jamshidi bezieht diese persönliche Erweiterung wieder auf das Allgemeine.
In gewissem Sinne erdet Farideh Jamshidi das Ornament: Mit den zahlreichen Schnitten wird die erste Bildebene durchdrungen und auf den allgemeinen (Hinter-)Grund zurückgebunden. Alles nur als Bildoberfläche zu sehen, verhindern auch die die Materialität betonenden, die Schichten durchdringenden Löcher: Assoziationen wie Durchlässigkeit und Tiefe sind dabei zulässig und immer auch metaphorisch zu verstehen. Die mit Kamera und Messer erzeugten Muster wirken repetitiv, sie sind im Detail aber immer ein wenig anders – so wie ein Rhythmus gleich bleibt, die Musik sich aber ändert. Im Sinne des Jahresmottos pflanzen diese Muster der Regel sozusagen die Regelabweichung ein. Bei der neuesten, ,, Tanz“ betitelten Spiegelarbeit gibt es verbindende Bögen, teils nach außen teils nach innen gebogen, freigelegte Durchblicke und wieder viele teils verbundene Löcher. Die auch in den historischen Ornamenten oft anzutreffenden Durchbruchformen sind in diesem Fall vielleicht auch ein Hinweis auf eine stets „löchrige“ Wahrnehmung. Aber nicht als Mangel, eher wie ein frei überwindender Tanz. [ … ]
Hajo Schiff 2019, Hamburg
www.faridehjamshidi.com