Kunst und Wissenschaft im Spiegel der Zeitumstände
Elena Greta Falcini · Marcel Große · Kathrin Haaßengier · Tanja Hehmann · Joachim Jacob · Mayuko Kudo · Christoph Lammers · Julia Münstermann · Nevena Savić
Eröffnung: Freitag 26.08.2022
Ausstellung: 27.08. – 11.09.2022
Ein Projekt in Zusammenarbeit mit Prof.Dr. Christian Schwanenberger (Elementarteilchenphysiker, DESY)
Ausstellung und Symposion
In Anbetracht bahnbrechender wissenschaftlicher Entdeckungen der letzten Jahre, wie die des Higgs-Bosons, möchten wir zur Belebung des Dialoges zwischen Kunst und Wissenschaft einen essentiellen Beitrag leisten. Was können Kunst und Wissenschaft gesellschaftlich zu aktuellen Fragen der Gegenwart in der Forschung und fortschreitender digitalisierter Lebensführung beitragen? Wie unterschiedlich oder ähnlich sind die Methoden von Kunst und Wissenschaft zum Erkenntnisgewinn? Was verbindet und was trennt Kunst und Wissenschaft an ihren Schnittstellen?
Ziel des Projektes ist es, sich der Beantwortung brennender Fragen der Wissenschaft, von verschiedenen Seiten zu nähern: einerseits durch verschiedene Disziplinen des Kunst – und Kulturdiskurses, sowie andererseits durch wissenschaftliche Studien. Das Projekt entsteht in Zusammenarbeit mit dem Elementarteilchen Physiker Christian Schwanenberger vom DESY.
Mit einer Ausstellung und Vorträgen zum Thema und Diskussionsrunden wird ab 26. August 2022 dieses interdisziplinäre Projekt im Künstlerhaus Sootbörn stattfinden. Vorträge, Gesprächsrunden, eine Filmvorführung und musikalische Beiträge finden an mehreren Tagen innerhalb dieses Zeitraums statt.
„Unsere Berechnungen haben unsere Begriffe überholt! Wir haben mehr gegessen, als wir verdauen können! Die Entwicklung der Naturwissenschaften hat die Kontrolle des Menschen über die äußere Welt enorm erweitert. Aber die poetische Kraft des Menschen und die innere Welt ist nicht mitgewachsen. Der Mensch, der die Elemente beherrscht, ist selbst ein Sklave geblieben.“ (Zitat Percy Bysshe Shelley 1821)
Vor ca. 200 Jahren, veröffentlichte der englische Dichter Percy Bysshe Shelley eine Verteidigung der Dichtung in einer Welt, die von den Naturwissenschaften beherrscht war. Shelley machte damals auf eine wachsende Lücke in der Kultur aufmerksam, die sich mit neuen Technologien und Medien immer weiter vergrößert: die zwischen Wissen und Vorstellen, zwischen Daten und Imagination. Digitalisierung und Algorithmen haben den Wissenschaften einen großen Fortschritt gebracht und erlauben eine immer genauere Modellierung von Bereichen, die der menschlichen Wahrnehmung und ihren Sinnen entzogen sind. Aber das Potential der menschlichen Kreativität, der poetischen Kraft darf dabei nicht vernachlässigt werden. Äußere und innere Wirklichkeit müssen zusammenfinden, und zwar jeweils auf dem neusten Stand der Technik. Dabei ist die künstlerische Imagination nicht nur eine Sache der Künstler, sondern ein integraler Teil der menschlichen Ausstattung und bedarf deshalb einer besonderen Beachtung und Bildung.
Damit sind wichtige Grundfragen benannt, die in dem beantragten Projekt gestellt und bearbeitet werden sollen. In der Wissensgesellschaft spielen Algorithmen sowie die Generierung, Verwaltung und Ökonomisierung von Daten eine Hauptrolle. Um der kulturellen Komplexität dieser Fragen gerecht zu werden, erfordern sie einen fächerübergreifenden Ansatz in einem Reflexions-Dreieck zwischen ‚Science‘, ‚Kunst‘ und ‚Kultur‘. Ausgehend von Shelleys Beobachtung – einer Vorstellungslücke – sollen Beziehungen zwischen diesen unterschiedlichen Polen aufgezeigt und die Reflexion über die Grenzen menschlicher Wahrnehmung, ihre Abhängigkeit von neuen Technologien und über blinde Flecken gestärkt werden.